Gib mir 10% mehr Lohn oder ich kündige.
Das Symptom ist sehr deutlich: Man fühlt sich als Führungskraft mit dem Rücken zur Wand - um nicht zu sagen: erpresst von den Mitarbeitenden. Sie stellen Forderungen, welche nicht im Sinne des Unternehmens sind.
Hintergrund
Es ist normal und gesund, dass man als Mensch seine Grenzen testet. Es gibt genügend Leute, die das nicht tun und sich ausnutzen lassen. Grenzen wollen verhandelt werden. Oder anders gesagt: Wer dauernd die Grenzen sucht, der hat auch ein Recht, sie zu finden.
So schwierig solche Situationen sind, die Psychologie dahinter ist einfach:
- Viele Menschen wollen gut sein, erfolgreich sein.
- In der Welt ist der Platz beschränkt. Nicht Jeder kann den begehrten Job haben.
- Beschränkung zu erfahren ist (im Kontrast zu den "Alles-ist-Möglich-Ratgebern" also völlig normal
Auch die beste Führungskraft kann das nicht ändern. Sie kann aber schlauer oder weniger schlau - bzw. wirksamer oder weniger wirksam damit umgehen. Die Frage ist also: Wie führe ich Mitarbeitende an die notwendigen Beschränkungen heran?
Viele Menschen externalisieren, wenn sie Beschränkungen erfahren. Nicht sie sind schuld, sondern die Firma, der Chef, der Andere. Diese Taktik wirkt wie Zucker: Sie gibt kurzfristig Energie und schadet langfristig.
Erpressende Mitarbeitende treiben das Externalisieren auf die Spitze. Sie sind so stark am Externalisieren, dass sie dafür mindestens das Arbeitsklima, vermutlich auch ihre Zufriedenheit und auch ihren Job riskieren. Es ist aber nicht die Schuld der Mitarbeitenden. Wir würden als Vorgesetzte ja selber externalisieren, wenn wir die Schuld bei ihnen suchen!
Was der Vorgesetzte an seinen Mitarbeitenden bemängelt, das nährt er durch sein Verhalten selbst.
Gegenmittel: Schonungslos und Wertschätzend
Wirksame Gegenmittel leiten sich aus diesen Überlegungen direkt ab. Muten Sie Mitarbeitenden ein Umfeld zu, wo sie sich schonungslos und wertschätzend an den Beschränkungen reiben können. Dies funktioniert so:
- Kontinuierlich und achtsam drauf hinweisen, was alles auch noch gelöst werden könnte
- Externalisierungen ("Ja, aber wenn die anderen Idioten nicht liefern...") systematisch parieren, im Sinne von: Ich erwarte nicht von dir, dass du die Anderen beurteilst, sondern dass du in der Situation mit allen Herausforderungen die sich stellen, das Optimum herausholst. Und da gibt es noch einiges herauszuholen."
Risiken und Nebenwirkungen
Wenn das Externalisieren schon so ausgeprägt ist, dass es zu Erpressungen kommt, ist es oft etwas spät. Es kann sein, dass sich Abgänge und Veränderungen nicht vermeiden lassen. Trotzdem: Nicht erpressen lassen! Die Nebenwirkungen auf die Kultur sind enorm schädlich.
Das Gegenmittel wirkt insbesondere Präventiv. Es bekämpft Externalisierung und Erpressung an der Wurzel.
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Quellen
Transparente Quellenangaben sind mir ein Anliegen. Doch manchmal ist es schwierig, zurückzuverfolgen, woher genau die Impulse zur Lösung kamen. Vieles entstand durch jahrelange Praxiserfahrung. Das "Schonungslos und Wertschätzend" habe ich aufgeschnappt von meinem geschätzten Kollegen Armin Haas. Viele Überlegungen sind stark geprägt durch die hypnosystemische Sichtweise, durch die Ausbildung bei Gunther Schmidt.